- vietnamesische Sprache
- vietnamesische Sprache[viɛt-]. Die genetische Einordnung der vietnamesischen Sprache ist umstritten. Es existieren vier unterschiedliche Theorien: A. G. Haudricourt rechnet das Vietnamesische der Mon-Khmer-Gruppe im Rahmen der austroasiatischen Sprachfamilie zu; nach H. Maspéro gehört das Vietnamesische zu den Taisprachen im Rahmen der sinotibetanischen Sprachfamilie; P. K. Benedict erkennt im Vietnamesischen sowohl Ähnlichkeiten zu den Mon-Khmer- als auch zu den Taisprachen. Neu dabei ist, dass er beide Sprachgruppen der austroasiatischen Familie zuordnet. Georg F. und Barbara Meier stellen Vietnamesisch und Muong als eigene Sprachfamilie dar, da sie keine durchgehenden Ähnlichkeiten mit anderen Sprachen aufweisen.Das Vietnamesische ist eine isolierende Sprache, d. h., es gibt keine Flexion, die Wörter bleiben unverändert. Die Beziehungen der Wörter und ihre Funktion im Satz sind durch Wortstellung und Funktionswörter erkennbar. Vietnamesisch gehört zu den monosyllab. Sprachen. Fast jede Silbe hat eine eigene Bedeutung (Morphem). Es wird jedoch durch Kombination (besonders mit chinesischen Morphemen), Reduplikation und Iteration ständig neues Wortgut gebildet. Andererseits treten bestimmte phonetische Einheiten nur noch wortbildend auf. Aus diesen Gründen zeichnet sich eine Überwindung der Einsilbigkeit des Vietnamesischen gegenwärtig bereits deutlich ab. Die Sprache hat sechs Silbentöne, die die Aufgabe haben, Bedeutungsunterschiede sonst gleicher phonetischer Einheiten (Silben) herzustellen (vietnamesische Schrift). Zum Vietnamesischen gehören der nördliche, der zentrale und der südliche Dialekt. Hinsichtlich Phonetik, Lexik und Grammatik liegt der einheitlichen Nationalsprache der Norddialekt zugrunde (Zentrum Hanoi). Bis zum 20. Jahrhundert wurden in Vietnam das Chinesische und das Vietnamesische parallel verwendet. Chinesisch war jedoch in erster Linie Schriftsprache in Literatur und Wissenschaft (vietnamesische Literatur). Ferner galt es bis Mitte der 1920er-Jahre (wie das Französische während der gesamten Kolonialzeit) als offizielles Kommunikationsmittel in der Verwaltung. Die moderne vietnamesische Sprache enthält Wortgut aus dem Chinesischen, dem Französischen und dem Englischen.H. Maspéro: Études sur la phonétique historique de la langue annamite (Hanoi 1912);A. G. Haudricourt: La place du Vietnamien dans les langues austro-asiatiques, in: Bulletin de la Société de Linguistique de Paris, Bd. 45 (Paris 1949);O. Karow: Vietnamesisch-Dt. Wb. (1972);Georg F. u. Barbara Meier: Sprache, Sprachentstehung, Sprachen (Berlin-Ost 1979);
Universal-Lexikon. 2012.